Wie die fünf Wieso-Fragen meine wahre Motivation rund um Nachhaltigkeit aufdeckten

Das Thema Nachhaltigkeit hat sich über die letzten Jahre zu einem immer wichtigeren Teil meines Lebens entwickelt. Klar gibt es dafür einige offensichtliche Erklärungen. Ich, Thomas Co-Founder von Azolla, habe natürlich auch festgestellt, dass Nachhaltigkeit immer häufiger in den Medien erwähnt wird und dass es immer mehr extreme Wetterereignisse gibt. Zudem gibt es unzählige Gründe, wieso es für mich Sinn macht sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen, wie Ernährungssicherheit, Biodiversität, Wasserversorgung, Armut und viele mehr. Aber gerade, weil es so einfach ist, zahlreiche Beweggründe zu finden, habe ich nie tiefer gegraben und nach meinen grundlegendsten inneren Motivationen gesucht. Bis zu einem unscheinbaren Abend zu Beginn dieses Jahres.

Zu dieser Zeit besuchte uns eine kolumbianische Freundin, die in Mailand studiert. Eines Abends nach einem langen Arbeitstag, setzte ich mich oder eher sackte ich neben unserem Besuch auf die Couch. Ich war erschöpft und nicht in bester Laune, was wirklich nur selten der Fall ist. Ich bediente mich an der Flasche Wein, die auf dem Couchtisch stand. Es war rund 10 Uhr abends und ich wollte einfach nur passiv dem Gespräch zuhören.

Doch kaum hingesetzt, fragte mich unsere Gästin, die übrigens Ana heisst, unvermittelt: «Warum engagierst du dich eigentlich für den Kampf gegen den Klimawandel»? Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sie diese Frage oder zumindest deren Wieso-Teil, wie ein Kleinkind 4 weiter Male wiederholen wird.

Von mir unbemerkt, wandte sie nämlich gerade die 5W-Methode auf mich an. Die 5W-Methode ist ein Vorgehen, welches häufig angewendet wird, um die Wurzel eines Problems zu finden. Sie eignet sich aber auch hervorragend, um die Motivation für ein Verhalten zu finden. Das Vorgehen ist einfach. Man fragt einfach fünfmal hintereinander «Wieso».

Nur wusste ich von all dem gar nichts. Vollkommen unwissend also antwortete ich: «Weil es das grösste unserer Probleme ist».

«Wieso?», entgegnete mir mein Gegenüber bloss. Leicht verwirrt über die erneute Rückfrage antwortete ich, «weil alle anderen Probleme irrelevant sind, wenn wir den Klimawandel nicht stoppen oder verlangsamen können» und hoffte die Frage damit beantwortet zu haben.

Erneut folgte ein «Wieso?». Noch höflich aber entschlossen die Frage abschliessen zu beantworten, holte ich aus: «Wir können beispielsweise die wachsende Ungleichheit und Armut noch so stark bekämpfen, werden aber mittelfristig wegen des Klimawandels trotzdem nicht auf einen grünen Zweig kommen». Was ich damit begründete, dass ein allfälliger marginaler Fortschritt in dem Bereich in keinem Vergleich zu den tiefgreifenden Auswirkungen des Klimawandels steht und dass speziell die ärmeren Regionen der Welt im globalen Süden bereits jetzt überdurchschnittlich stark davon betroffen sind. Ich erklärte, dass es vermehrt extreme Wetterereignisse wie Sturm, Hagel und Dürren geben wird, welche zu Ernteausfällen führen und langfristig ganze Regionen unfruchtbar und unbewohnbar machen werden. Schliesslich schloss ich meine Ausführungen mit dem Anstieg des Meeresspiegels und Biodiversitätsverlusten ab, in der beruhigenden Gewissheit nun eine weniger aktive Rolle im Gespräch einnehmen zu können.

Ana sah mich einen Moment lang unbeeindruckt an und fragte dann: «Und wieso findest du es wichtig, dass das nicht passiert»? «Weil es unbeschreibliches Leid für grosse Teile der Weltbevölkerung auslösen wird und weil es ungerecht ist, dass diejenigen, die am wenigsten dazu beitragen, am meisten leiden», war meine knappe und etwas barsche Antwort auf die gefühlt hundertste Frage.

Wer mitgezählt hat weiss jedoch, dass noch ein weiteres «Wieso» fehlt. Und zu meiner fast schon totalen Verzweiflung wurde ich auch davon nicht verschont. Also fragte meine Gesprächspartnerin ein letztes Mal: «Und wieso interessiert dich das»? Meine Gesichtszüge stellten mein Unbehagen bestimmt schon sichtbar zur Schau, trotzdem grübelte ich nochmals kurz. «Weil ich Ungerechtigkeit nicht ausstehen kann und ich Menschen helfen möchte, die nicht so privilegiert sind wie wir», gab ich schliesslich zurück.

Nach diesem Satz wurde mir plötzlich bewusst, was gerade passiert war. Ana hatte die ganze Zeit einen Plan verfolgt und war nicht bloss ein neugieriges Kleinkind, das es sich zum Ziel gesetzt hat, mir den letzten Nerv zu rauben. Unser wundervoller Gast hatte es gerade tatsächlich geschafft, mit Hilfe meiner teils launischen Antworten, meine grundlegende Motivation zu enthüllen. Ich war beeindruckt und begeistert von dieser Erkenntnis.

Unter dem Strich hat mich also mein Wunsch nach Gerechtigkeit und das Bedürfnis Menschen zu helfen, dazu motiviert mich dem Kampf gegen den Klimawandel zu verschreiben. Was für eine schöne Offenbarung und was für eine qualvolle aber doch sehr effektive Methodik, um etwas tiefer zu bohren.

Probiere es aus und gehe einer deiner Motivationen auf den Grund oder hilf jemandem die seinige zu finden!

Um deine Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel und für mehr soziale Gerechtigkeit wäre wir äusserst dankbar. Hilf uns dabei anderen zu helfen! Unterstütze jetzt unsere Projekte und erzähl es weiter.

Schaue dir doch auf unsere Homepage genauer an wie wir den Klimawandel bekämpfen und was wir für lokale Gemeinschaften vor Ort tun.

Thomas Kaeslin
Thomas Kaeslin